Ganz ehrlich – das weiß ich nicht. Sie reden auch nicht mit mir.
Vielleicht hören sie mich auch nicht und wissen gar nicht, daß ich mit ihnen gesprochen habe.
Was für ein Jahr, über das nun der erste Schnee liegt und alles weiß und sauber aussehen lässt !
Neujahr 2020 haben wir gefeiert, geböllert und uns mit Nachbarn und Freunden zugeprostet. Im Januar häuften sich die Meldungen über eine Virusinfektion in Wuhan – China. Nun gut, das ist weit weg.
In einer vernetzten Welt ist gar nichts weit weg – nicht Wuhan, nicht Ischgl, nicht Heinsberg. Dort in der Nähe bin ich übrigens aufgewachsen und habe meinen Zivildienst beim Rettungsdienst gemacht. Jetzt weiß jeder, wo Heinsberg liegt. Der erste deutsche hotspot. Achtung Hotspot : Heißer Punkt, Brennpunkt. Fasnacht, dort Karneval. Alle fröhlich, dann alle krank.
Im Februar machten wir noch Urlaub, waren drei Wochen auf Sri-Lanka unterwegs. Eine wunderschöne Insel und sehr freundliche Menschen. Corona kam näher, wir hatten unseren Rückflug. Eine Woche später flog niemand mehr, nirgendwohin.
Achtung Lockdown : Ausgangssperre.
Keine Besuche mehr, keine im Verwandtenkreis, keine im Pflegeheim, keine im Krankenhaus. Dafür aber Musik von Balkonen und Dankeschön an der Kasse der Lebensmittelhändler. Neue Helden in alltäglichen Berufen.
Irgendwie und mittendrin kandidieren hier Leute für das Amt des Bürgermeisters dieser Gemeinde. Eine knappe, letzte Veranstaltung in der Sporthalle, danach lockdown. Gewählt wurde Herr Männle – ein junger klarer Geist mit Erfahrung in der Verwaltung. Angeblich kann er auch gut rechnen und mit Geld umgehen. Wir werden sehen.
Unsere Räte plagen sich über Frühjahr, Sommer und immer noch mit Corona-konformen Ratssitzungen im Welterbesaal. Viel Platz – gut -, Akustik und Beschallung – schlecht-.
Was nehmen wir aus dem Rat wahr? Streit über die Erweiterung der Pfahlbauten. Zu groß, zu mächtig. Ratio (also Sachargumente) oder emotionale Intelligenz in Form von Bauchschmerzen in der Räte-Mägen. Bauchschmerzen ist im Rat verbreitet das Synonym für „damit fühle ich mich nicht wohl“. Der Unterbau der Sachargumente oder der sich selbst einmal gegebenen Leitlinien folgt leider nicht oft. Ach ja. Ein Rat meinte die Proportionen seien die eines Kreuzfahrtschiffes. Dem Mann fehlt ein Maßband. Gut : Er ist nicht in unserer Fraktion.
Quo vadis Freie Wähler?
Viel haben wir über den durchwachsenen Erfolg bei den Kommunalwahlen 2019 diskutiert. 2020 war die schwindende Mitgliederzahl immer wieder Thema. Für was stehen wir und ist das für die Menschen attraktiv?
Modern und auf die junge Generation ausgerichtet sind wir jetzt in der IT. FW-cloud, neuer Internetauftritt. Die Möglichkeit von online-Befragungen. Ja – ist alles da. Wird’s genutzt? Nein, nicht wirklich.
Regelmäßige Treffen wollten wir einführen – Corona machte es unmöglich.
Videomeetings als Ersatz finden sehr geteiltes Echo.
Unsere Räte scheinen auch weitgehend mit der Ratsarbeit ausgelastet zu sein. Öffentliche Sitzungsvorbereitungen erhalten eine klare Absage.
Also : Wo geht es denn hin in 2021?
Auf jeden Fall werden wir geimpft. Zumindest diejenigen die es möchten. Zu den anderen habe ich meine Meinung – sie profitieren von denen die sich haben impfen lassen. Punkt. Ich kann mich noch an die Reihenimpfungen in meiner Schulzeit erinnern. Ich hatte in der Klasse mehrere Kinder mit Kinderlähmung. Einer mit Wundstarrkrampf. Das ist heute nicht mehr relevant. Hauptsache „ich“ kann dagegen sein.
Die Freien Wähler brauchen auch einen neuen Slogan:
Quer denken – gerade handeln. Sorry, das wird jetzt aber sowas von Profi-Querdenkern belegt. Mit denen möchte ich nichts gemein haben. Nicht mal einen Leitspruch.
Ich denke wir werden 2021 die Geselligkeit nachholen, die es braucht um einen Verein wie die Freien Wähler zusammen zu halten. Nachholbedarf hat nach diesem Jahr wohl praktisch jeder. Inhalte und Diskurs werden sich ergeben. Oder es bleibt beim Wein oder Bier und einem schönen gemeinsamen Treffen.
In diesem Sinne : Ihnen eine besinnliche Weihnacht und einen Guten Rutsch !
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